Als es die Erfindung der Brille noch nicht gab, schien für viele Menschen der Alltag wie ein Labyrinth zu sein. Gelehrte wurden ab einem bestimmten Alter orientierungslos und konnten nicht mehr lesen und schreiben. Denn es gab keine Lösung gegen die Altersweitsichtigkeit. Auch kurzsichtige Menschen hatten das Nachsehen und waren in vielen Bereichen auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen.
Die Erfindung der Brille – Ein weg aus dem Labyrinth
Bereits im Altertum beschwerten sich ältere Menschen über die Abnahme ihres Sehvermögens. Doch leider hatte man noch keine Lösung gegen die damals schon bekannte Altersweitsichtigkeit. So mussten andere Menschen für sehschwache Gelehrte vorlesen oder schreiben. Die ersten Erkenntnisse über Vergrößerungswirkungen von Gegenständen gab es 23-79 n. Chr. als Gajus Plinius über mit Wasser gefüllte Glaskugeln berichtete.
Doch die Idee war weit von der einer modernen Linse entfernt. Erst Ibn al-Haitam schrieb 1000 n.Chr. Über die „Lehren des Sehens“. Darin schlug er vor, dass man das Sehvermögen verbessern könnte, wenn man eine geschliffene, optische Linse nutzte. Als man diese Idee im Jahr 1240 vom arabischen ins Lateinische übersetzte, versuchten westliche Gelehrte den Gedanken in die Realität umzusetzen. Man erfand sogenannte überhalbkugelige Plankonvexlinsen. Man nannte diese auch Lesesteine.

Um zu lesen, mussten Gelehrte im Kloster diesen Stein auf eine beliebige Schrift legen. Diese wurde damit vergrößert und folglich konnten altersweitsichtige Klosterbrüder wieder lesen.
Die Weiterentwicklung der Brille
Im 13. Jahrhundert kam man dann auf die Idee, den Stein weiter zu schleifen und ihn näher ans Auge zu bringen. Das hatte den Vorteil, dass das Sichtfeld vergrößert wurde. Zusätzlich beschloss man, je einen geschliffenen Stein an jedes Auge zu halten. Später wurden dann verschiedene Fassungen dazuentwickelt.
Dazu nietete man beispielsweise zuerst zwei Gläser zusammen. Man konnte nun zwar bis ins hohe Alter lesen, jedoch musste diese sogenannte Nietbrille auch ständig in der Hand gehalten werden,was unangenehm war. Erst im 15. Jahrhundert wurde die Bügelbrille erfunden, die einen kleinen Fortschritt in punkto Brillenfassungen darstellte.
Doch immer noch hatten die Brillenmacher Probleme mit der Fixierung der Brille. Entweder musste man sie in der Hand halten oder es gab Erfindungen, die sehr stark auf die Haut an unterschiedlichen Gesichtspartien drückten. So gab es beispielsweise das sogenannte Monokel, das vom Schließmuskel des Auges zusammengehalten wurde. Oder es gab im 18. Jahrhundert die Nürnberger Drahtbrille, die so stark an die Nase drückte, dass die Bevölkerung sie „Nasenquetscher“ nannte.
Aber erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Brillenfassungen so weit entwickelt,dass sie die anatomisch optimale Form hatten, die wir heute kennen.